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off topic

Verfasst: Samstag 29. November 2008, 12:04
von Geigenberger
..... ja ich weiß, es ist 'off topic'.

Aber sehr wichtig!!!

A. Geigenberger


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Liebe hausärztliche Kolleginnen und Kollegen,
die AOK Bayern begann in dieser Woche bereits an Patienten die Befreiungsbescheinigungen für einen Hausarztvertrag ab 1. Januar 2009 (!) zu verschicken, obwohl dieser nach meinem Kenntnisstand noch gar nicht abgeschlossen ist. In dieser entscheidenden Phase sollten wir die Vertragsverhandlungen des Bayerischen Hausärzteverbandes von der Basis her unterstützen. Ich habe für unsere Praxis den beiliegenden Brief geschrieben. Der AOK sollte deutlich werden, welche Unterstützung sie bei den Hausärzten verliert, wenn sie keinen sinnvollen Vertrag mit dem Hausärzteverband abschließt. Sie ist ja bezüglich des Risikostrukturausgleiches auch nach einer DMP-Ära weiter über ausreichende Diagnoseneingaben auf ein Wohlwollen der Hausärzte angewiesen.
Ich bitte deswegen jeden Hausarzt in Bayern, der diese E-Mail liest, sich an diesem Wochenende eine Stunde Zeit zu nehmen, um einen ähnlichen Brief an die AOK zu schreiben! Diese Stunde Aufwand wird sich bereits im kommenden Jahr tausendfach bezahlt machen! Zur Arbeitserleichterung: Sie können über die Windows-Zwischenablage auch Textpassagen aus unserem Brief in Ihren Brief kopieren.
Engagieren Sie sich mit dieser Aktion! Ein guter Hausarztvertrag unseres BHÄV mit der größten Krankenkasse in Bayern wird für viele Hausarztpraxen in Bayern im kommenden Jahr überlebenswichtig sein!!! Wer die Tragweite noch nicht verstanden hat: ein umfassender Hausarztvertrag nach §73b ist zumindest bezüglich der AOK-Patienten der Ausstieg aus dem KV-System!!!
Mit kollegialen Grüßen
Dr. Hermann Fischer, Prittriching, LK Landsberg/Lech
PS: E-Mail bitte an Kollegen weiterleiten


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Hier der 'Musterbrief':



Sehr geehrte Damen und Herren,

wie wir durch verschiedene Patienten erfuhren, haben Sie in den letzten Tagen die
Befreiungsbescheinigungen für die Praxisgebühr ab 1.1.2009 an die Patienten verschickt, die
bisher in dem Hausarztvertrag der AOK Bayern eingeschrieben waren. Es freut uns, so zu
erfahren, dass Sie ab 1. Januar 2009 weiter einen Hausarztvertrag anbieten.
An dieser Stelle möchten wir uns für den Hausarztvetirag der vergangenen Jahre bedanken,
durch den Sie eine gute kurative und auch präventiv ausgerichtete hausarztzenh'ierte
Versorgung gefördert haben.

Fast alle unsere AOK-Patienten über 18 Jahre haben sich inzwischen in diesen Vertrag
eingeschrieben. Auch konnten wir in den vergangenen Jahren einige Patienten anderer
Krankenkassen zum Wechsel in die AOK Bayern bewegen. Speziell die Patienten der AOK
Bayern wurden von uns dazu motivieli an einem Diasease Management Programm
teilzunehmen. So sind in unserer Praxis 74% aller in ein DMP-Programm eingeschriebenen
Patienten Versicherte der AOK Bayern.

Wir hoffen, dass wir diese gute Zusammenarbeit in den kommenden Jahren weiterführen
können.

Allerdings möchten war an dieser Stelle vorbeugend darauf hinweisen, dass wir uns, wie
übrigens über 90% aller hausärztIich-tätigen Ärzte in Bayern allein durch den Bayerischen
Hausärzteverband vertreten sehen. Wir haben deswegen diesem das Mandat für die
Vertragsverhandlungen mit allen Krankenkassen erteilt. Sollte ein neuer Hausarztvertrag von
Ihrer Seite nicht mit dem Bayerischen Hausärtevervand zustande kommen, sondern mit einer
anderen Organisation, wie z.B. der KV Bayern, so werden wir an diesem nicht teilnehmen.
Wir hoffen jedoch auch im Sinne unserer Patienten, bzw. Ihrer Mitglieder auf eine weitere gute
Zusammenarbeit in einem umfassenden Hausarztvertrag nach § 73b des SGB V.

Wir bitten Sie dieses Schreiben an die für die Vertragsverhandlung zuständige Abteilung
weiterzuleiten,

Mit freundlichen Grüßen

Re: off topic

Verfasst: Samstag 29. November 2008, 12:40
von Roland_Colberg
O.k., also "off topic", hier mal eine (vielleicht provokative) Gegenansicht.

1. Ich wäre mit der derzeitigen Situation eigentlich ganz zufrieden, wenn sich nur nicht ständig Änderungen im System ergeben würden, die Ressourcen binden und dadurch meine Aufmerksamkeit von meiner eigentlichen Tätigkeit, der Patientenversorgung, abziehen. Auch finanziell komme ich durchaus zurecht, wobei ich seit meiner Entscheidung zu diesem Beruf nie mit einem hohen Einkommen gerechnet habe.

2. Der Hausarztverband scheint mir ja das Paradies auf Erden zu versprechen. Ich sehe aber nicht, wie sich die Situation durch einen Wechsel des Pferdes für uns so wesentlich verbessern soll. Bisher hat die KBV aus einer Monopolstellung heraus mit den Kassen unsere Vergütung verhandelt, nach einem Wechsel würde der Hausarztverband auf Landesebene in einer Monopolstellung (oder auch nicht?) mit den Kassen verhandeln. Die Kassen haben dadurch keinen Euro mehr Geld zu verteilen, Schulden dürfen sie auch nicht machen. Wir Hausärzte können also nur versuchen, Mittel aus den anderen Bereichen (Fachärzte, stationäre Versorgung, Pharma) zu bekommen, wodurch diese Bereiche zu unseren Konkurrenten/Gegnern werden würden. Divide et impere....

3. Die Kollegen in BW klagen bereits jetzt schon über neue Bürokratie und Probleme mit der neuen EDV. Das ganze läuft parallel und zusätzlich zu den bisherigen Strukturen, dies wird ja auch über einige Zeit so bleiben. Der Zuspruch ist bisher eher zögerlich, man wird abwarten müssen, ob die Erwartungen erfüllt werden. Mit welchem Recht glaubt der Hausarztverband, er könne mit allen Kassen den gleichen Vertrag aushandeln?

Viele Grüße
von einem sehr skeptischen Kollegen :?

gegen Bürokratie und Zwang zur online-Anbindung

Verfasst: Samstag 29. November 2008, 15:41
von wahnfried
Hallo,

auch aus dem Norden eine etwas kritische Anmerkung:

Beim Medi-Vertrag ist wohl ein großer Problempunkt, daß nicht mehr frei entscheidbar ist
1) an welchem DMP man teilnehmen möchte und an welchem nicht
2) ob man mit dem Praxis-PC-System online-Anbindung möchte oder nicht

(damit verbunden - soweit ich mitbekommen habe - Informationspflichen nicht nur an Medi, sondern auch an die Krankenkassen)...

Bei den propagierten Hausarztverträgen sollen wohl vergleichbare Zwänge eingebaut werden.

Abgesehen von der erneuten und damit zweigleisigen Kassen-Bürokratie ist die Frage des Problembewußtseins gegenüber der eGK eng mit dem zentralistischen Informations-Speicherungs-Bestreben der Offiziellen verbunden, das überwiegend problematisch gesehen wird.

Falls die propagierten Hausarztverträge nun tatsächlich ebenfalls ständige online-Anbindung und/oder Informationspflichten an Krankenkassen fordern würden, wäre die Argumentation zum Problem der Datensicherheit der eGK im Hinblick auf das Selbstbestimmungsrecht a) des Patienten zur Vertraulichkeit seiner Daten und b) des Arztes beim Gestalten des Umganges mit schutzwürdigen Daten der Patienten und der Praxis sehr ausgehöhlt. Nach jedem erfolgreichen Hackerangriff müssten wir die Sicherheitssoftware aufrüsten, d.h. sehr wahrscheinlich: oft. Wir müßten bald den Nachweis führen, wie wir die Patienten-Daten im online-Weltenbummel schützen. Rasch würden offizielle Vorgaben dazu führen, daß nur zertifizierte Software zum Einsatz kommen darf, das dürfte dann nicht unbedingt preiswerte Software sein.

Der PC soll überwiegend ein Hilsmittel für UNSERE Arbeit sein und nicht eines für die Überwacher.

So sehr ich die KV-Bürokratie für problematisch halte: eine Hausarztverbands-Bürokratie unter den offiziellen Vorgaben und mit Zugeständnissen an die Wünsche der Kassen wird m.E. Schritt für Schritt genauso schlimm ausufern. Neue Besen kehren nur am Anfang gut.

Da tröstet es mich wenig, daß ich nur noch 11 Jahre arbeiten muß.

Viele Grüsse, Wahnfried

Verfasst: Sonntag 30. November 2008, 08:29
von Geigenberger
es ist ja wohl die KV, die eine intensive Vernetzung der Praxen seit Jahren- auf Kosten aller - intensiv fördert!!!
(Stichwort: KV-Safenet!; elektronische Gesundheitskarte)

Viele Grüße

Alfons Geigenberger

genau so schlimm...

Verfasst: Sonntag 30. November 2008, 11:35
von wahnfried
Geigenberger hat geschrieben:es ist ja wohl die KV, die eine intensive Vernetzung der Praxen seit Jahren- auf Kosten aller - intensiv fördert!!!
(Stichwort: KV-Safenet!; elektronische Gesundheitskarte)
Lieber Herr Geigenberger,

deswegen schrieb ich ja "...wird m.E. Schritt für Schritt genauso schlimm ausufern"

Viele Grüsse, Wahnfried

Verfasst: Sonntag 30. November 2008, 15:07
von mschiller
den keil zwischen fachärzten und hausärzten haben sich die kassen sicher gewünscht - aber reingekopft hat ihn herr hoppenthaler - ein schelm wer böses dabei denkt.

und für wen unser bundes-kv-vorsitzender herr köhler arbeitet hat sich mir auch noch nicht erschlossen.

in diesem sinne, viel "spass" herr geigenberger - ich kann darüber gar nicht lachen