ZIP-Laufwerk und DVD-RAM habe ich inzwischen abgeschafft: einfach zu langsam und störanfällig. Besonders letztere müssen mit Glacéhandschuhen angefasst werden. Wenn ich die Tagesliste durchgesehen habe, will ich die Praxis zuschließen und nach Hause gehen, keinesfalls noch 20 Minuten auf eine Sicherung warten.
Vorschläge zur Sicherung während des laufenden Betriebes gab es ja in einem langen Thread hier im Forum, allerdings werden die meisten TM-Nutzer mit den Feinheiten der Programmierung ebenso wenig vertraut sein wie ich.
Die sicherste Methode der Datensicherung ist nach anerkanntem Grundsatz die regelmäßige Ablage derselben an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Medien (Wechseldatenträger und Festplatten kombiniert). Die Daten müssen also mind. 2-mal identisch vorliegen!
Um dem Datensicherungsnotstand ein Ende zu machen, investierte ich für 29 Euronen bei Amazon in Acronis True Image 10 , welchselbiges seit Jahren in den Hitlisten der Backup-Programme ganz oben rangiert. Freeware anderer Firmen funktioniert aber sicherlich ebenso gut. Der Clou an Acronis T.I. und ähnlichen Programmen ist, dass die Daten während des Betriebes und ohne spürbare Performance-Einbuße gesichert werden können, da die Sicherung niedrigste Priorität und TM quasi immer „Vorfahrt“ hat.
Zudem habe ich für mich analysiert, auf welche Weise TM-Daten in einer Arztpraxis verloren gehen können und was man vorher oder danach tun kann.
1.Einfachster Fall: Daten werden versehentlich gelöscht/verändert. (Beispiel: aus Unachtsamkeit löscht die Helferin nicht den Behandlungsfall, sondern den Patienten; oder: eingescannte Befunde werden nicht gedruckt, sondern gelöscht) –> einzelne Daten aus TM müssen wiederhergestellt werden
2. Turbomed ist zerschossen (Beispiel: Update führt zu gravierenden Funktionsstörungen, wie z.B. bei 4/2007: nach F3 stürzt TM ab und man findet den Fehler nicht sofort) -> das gesamte TM muß wiederhergestellt werden.
3. Ein Virus hat den PC inkl. Betriebssystem korrumpiert. Die gesamten Partitionen einschl. Master Boot Record müssen wiederhergestellt werden.
4. Der PC streikt physisch.(Festplatte defekt durch jahrelangen Dauerbetrieb, Blitzeinschlag in Stromnetz o.ä.) -> der PC oder Teile daraus müssen unter Datensicherungsaspekten repariert werden .
5. Nächtlicher Einbruch: PC´s werden geklaut –>worst case
Punkte 1-3 sind Softwareprobleme, 4 und 5 betreffen Soft- und Hardware.
Wenn man Acronis True Image installiert hat, kann man die TM-eigene Datensicherung und auch die Systemwiederherstellung von Windows abschalten. Das spart Ressourcen. Das Programm habe ich im programminternen Taskplaner folgendermaßen eingerichtet:
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tägliche inkrementelle Sicherung der Praxis-DB (knapp 1 GB) und der
Dokumente (1,7 GB)
beim Ausschalten des PC´s auf 4 GB
Speicherstick. Größe: 200 MB bzw. 600 MB. Dauer: 1,5 Minuten. Da nach Anlegen einer Basissicherung nur die tägliche Veränderung hinzukommt, dauert das Umziehen bei mir länger als die Sicherung: wenn ich fertig bin, gehe ich zum inzwischen bereits abgeschalteten Server und nehme den Stick nach Hause. Dort kopiere ich die Daten nochmals in TM auf meinen Heim-PC, der damit immer auf dem aktuellen Stand und im Falle von Räuberei der Praxis-PC´s sofort von zu Hause geholt werden kann und einsatzbereit ist. Die Konfigurierung als Server und entsprechende Netzwerkeinstellungen sind bereits eingerichtet.
Damit sind Punkt 1 und Punkt 5 entschärft. Einzelne Daten (Dokumente, Patienten) lassen sich aus der
Heim-PC-Sicherung wieder rekonstruieren und z.B. auch per Hausbesuchsmodul exportieren. Wahlweise lassen sich -wie bei einer Systemwiederherstellung- auch zurückliegende Wochentage in TM rekonstruieren.
• Um 11 Uhr und um 16 Uhr sichert Acronis das
gesamte Turbomed selbstständig per Taskanweisung auf jeweils einem beliebigen
Clienten der Praxis. Im Falle eines Servercrashs läßt sich ein Client schnell zum Server umrüsten und der Praxis-Betrieb geht weiter. Anleitungen zur Einrichtung des FastObj.Servers gibt es ja hier im Board.
Das wäre meine Idee gegen Szenario 4 - und auch gegen 2, wobei das „alte“ Turbomed wieder blitzschnell durch Rückspiegelung aus z.B. der Sicherung vor dem Update wieder „aufersteht“.
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tägliche inkrementelle (und ebenso „unbemerkte“) Sicherung der gesamten
Partition einschließlich MBO des Servers auf einer sogenannten
Acronis Secure Zone: einer geschützten Partition auf der Systemfestplatte, die das gesamte Image der Festplatte enthält und bereits beim Booten aktiviert wird.
Sogar im Falle einer Virenschädigung der Bootsektoren läßt sich der gesamte PC auf Knopfdruck wieder in den alten Zustand zurückversetzen: meine Sicherung gegen Szenario 3.
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Freitags wird zudem noch mit einem Automatik-Task der gesamte
Turbomed-Ordner differentiell auf einer
externen USB-Festplatte gesichert, am Monatsersten auch die gesamte Systempartition des Servers. Der Unterschied zwischen inkrementell und differentiell wird im Acronis- Handbuch ausführlich erläutert.
So habe ich den gesamten Server inkl. aktuellem TM als Image auf der externen Festplatte. Damit läßt sich ein nagelneuer PC (Fall 5) generieren.
(Und zwar, indem man das Festplattenimage mountet (wird im Readme erklärt) und die Daten kopiert. Will man seine gesamte alte Struktur inkl. aller Druckertreiber usw. wiederhaben, so kopiert man das Image auf die formatierte neue HDD im neuen PC. Hat der neue PC auch ein anderes Mainboard/einen neuen Chipsatz, so folgt danach die Neuinstallation von XP von der CD mit der Option „Reparieren“. Windows belässt bei dieser Art der Installation alle eingetragenen Druckertreiber und ersetzt nur die vorhandenen, nicht relevanten Mainboardtreiber. Das ist weniger aufwendig, als es sich anhört und erspart aufwendige Konfiguration, z.B. beim Blankoformulardruck.)
Damit habe ich insgesamt
5 verschiedene Sicherungsorte (Speicherstick, ext.Festplatte, Aconis Secure Zone auf dem Server, TM-Speicherort auf 2 Clienten) und 3 Medien zur Sicherung.
Der einzige Zeitaufwand ist dabei das morgendliche Anstecken des Speichersticks an den Server, das abendliche Abziehen, das In-die Hosentasche-Stecken und das Rücksichern am heimischen PC auf das dortige Turbomed (dauert ebenfalls 1,5 Minuten). Freitags dauert es 3 Minuten zur Sicherung des gesamten TM auf ext. HDD.
Alles funktioniert natürlich nur, wenn der Server, der bei mir gleichzeitig Arbeitsplatz ist, unter dem gleichen Betriebssystem läuft wie alle Clienten und der Heim-PC.
Und zugegeben: mir ist noch kein PC geklaut worden, nach dem schrägen Update 4/07 habe ich heute einen nicht funktionierenden Clienten mit der global- und local.ini seines Bruders beglückt, (bevor ich heute Abend bei
www.turbomed.de las, warum das klappte), anstatt mit Acronis zu arbeiten, und beim Festplattencrash geht es auch mit einem RAID 1.
Trotzdem finde ich das Acronis-Konzept sehr einfach, weil sich –trotz der umständlichen Beschreibung- dank Task-Planers die gesamte Datensicherung schier von alleine organisiert, wenn sie einmal so eingerichtet wurde.
Zusammenfassung: 1-5 Speichersticks, eine ext.Festplatte und ein gutes Image-Backup-Programm besorgen, alles mit ein paar sinnvollen Ablauf-Automatismen versehen und das Thema Sicherung ist (fast) vergessen. Hoffe ich.