Seite 1 von 1

Ketzerische Frage: Warum TurboMed?

Verfasst: Freitag 16. März 2012, 19:23
von McLeod
Tach allerseits,

diese Frage mag auf den ersten Blick etwas merkwürdig erscheinen, aber nach ausgiebigem "Spielen" mit der Testversion hat sich mir genau diese aufgedrängt.

Um es vorweg kurz zu machen: bisher hat mich das Programm nicht wirklich beeindruckt.

Die Oberfläche sieht aus, als ob sie irgendein Praktikant mit akutem Teletubbie-Wahn entworfen hätte.
Alles quietschbunt, kombiniert mit einem Stall von noch quietschbunteren Symbolen, flankiert von einem Verhau an Textmenü und einer unnötig vollgestopften Symbolleiste ... und das war's.
Logischer, strukturierter Aufbau? Nicht vorhanden. Benutzerführung per GUI-Design? Fehlanzeige. Sinvolle, kontextbezogene Funktionsbuttons/Verknüpfungen? Braucht man offensichtlich nicht.
Die Patientenansicht mit ihren frei verschiebbaren Objekten ist -freundlich ausgedrückt- äußerst suboptimal zum schnellen Erfassen von Informationen bzw. Details, da die ja jedesmal woanders stehen (können). OK, die Karteikarte kann man lassen, der Medikamentenplan ist ganz ordentlich gelöst. Dafür ist die Befund- und Diagnoseeingabe wieder eine mittlere Usability-Katastrophe.

Ich gebe zu, noch nicht alle Funktionen des Programms getestet zu haben, aber trotzdem wage ich zu behaupten: gute Software ist was anderes.
Diese sollte einem nämlich ermöglichen, die anfallenden Aufgaben schnell und effizient zu erledigen, ohne sich durch hunderte nichtssagender Symbole, kilometerlanger Menüs oder zig übereinander liegender blau-in-blau Fensterchen hangeln zu müssen. Sie sollte den Benutzer führen und nicht verwirren, Standardaufgaben sollten über sofort erkenn- und auffindbare Buttons/Verknüpfungen aufzurufen sein, statt sie erst im Menü mühsam suchen oder sich die Tooltips sämtlicher vorhander -wenig aussagekräftiger Icons- ansehen zu müssen.

Warum also Turbomed?
Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal, daß ich übersehen habe?
Macht es wirklich irgendetwas deutlich besser als die modernere Konkurrenz in Form von z.B. dem Elefant von Hasomed oder e medico von Epikur?
Sind es die niedrigen monatlichen Servicekosten? (die andere aber auch haben z.B. APW, DATA-AL, Hasomed)
Ist die weite Verbreitung ein Kaufargument, in der Hoffnung, daß die Masse schon richtig liegen wird?
Ist die Integrationsfähigkeit mit anderen CompuGroup-Produkten ein entscheidendes Kaufkriterium (Stichwort: Cordoba)?
Wer von den hier aktiven TM-Nutzern würde es sofort wieder kaufen und warum?
Wer würde sich lieber nach einer anderen Lösung umsehen?

Ich hoffe, daß ich trotz meiner negativen und durchaus provokant formulierten Einschätzung von TM einige Antworten erhalte und möchte gleichzeitig betonen, daß ich weder Vertriebler einer Konkurrenzsoftware bin, noch irgendjemandem hier auf die Füße treten will. Ich kann nur -ganz ehrlich- nach Begutachtung die weite Verbreitung des Programms und die Begeisterung mancher Anwender nicht wirklich nachvollziehen.

So und jetzt warte ich gespannt auf Antworten... ;-)
McLeod

Re: Ketzerische Frage: Warum TurboMed?

Verfasst: Samstag 17. März 2012, 09:04
von wahnfried
Hallo,

die Formbarkeit der Darstellung von TurboMed ist sehr groß und so kann man sich sehr viel (insbesondere an der Patientenansicht) gestalten. Die Dinge stehen nicht immer woanders, sondern dort, wo Sie die Infos verankern. Über die Schnellansichten können Sie sich jegliche in Karteizeilen-Artspaltenkürzeln hinterlegten Informationen in definierter Anzahl auf dem Patientenbildschirm anzeigen lassen. (Nervig ist die nach jedem Update verlorengegangene "eigene Ordnung" in den Karteikartenspalten und Auswahllistenspalten...) Eine solche Gestaltbarkeit kenne ich von keinem anderen Programm, allerdings: je mehr individuelle Anpassung, desto mehr Arbeit macht das Update, um dadurch eingeschlichene Veränderungen in Menüs und Spaltendarstellungs-Einstellungen wiederherzustellen...

Absolut freie Auswahl der wesentlichsten Farb-Darstellungen, in der Karteikarte auch für jedes Artspaltenkürzel separat - wenn Sie wollen, eben auch einheitliches Grau... Dies benutzen Viele, um unterschiedliche Betriebszustände (Netzwerkversion, Einzelplatzmodus, System mit alter Datenbank vor Praxisstrukturwechsel) farblich markieren zu können. Wenn Ihnen die Icons zu bunt sind, ersetzen Sie diese durch eigen-Gestaltete (Achtung: Computer sind Zeitfresser...)

Natürlich gibt es Negativ-Punkte, die sind ja im Forum "Programmfehler" und eingestreut in "TurboMed" deutlich und in nicht geringer Art gepostet. Leider realisiert TurboMed konkrete Punkte davon nicht sehr oft, es kommt aber durchaus vor und wird nicht immer offensiv mitgeteilt. Der Eindruck, daß eher die Einbindung von werbenden Angeboten der Compugroup als echte neue Programm-Features neben den KBV-Vorgaben (die ja wirklich oftmals in kurzer Zeit umgesetzt werden müssen, um die Zertifizierung weiterhin zu bekommen - und dann gelegentlich, wie z.B. glücklicherweise bei den Kodier-Richtlinien, einfach als Ballast in die Ecke gestellt werden dürfen...) realisiert werden, führt zu viel Frust. Aber das ist bei ALLEN Compugroup-Programmen der Fall, und bei anderen auf Pharma-Werbung bauenden Konzernen durchaus (ansatzweise??) auch so.

Komplexsteuerung und Abläufe sollten Sie sich genauer ansehen, damit kann viel an wiederkehrenden Schritten (Komplexsteuerung: direkt jetzt zu Erledigendes - Abläufe: zeitlich gestreckt zu Erledigendes) automatisiert werden.

Natürlich ist Elefant sehr Attraktiv - insbesondere für kleine Praxen, die nicht viel Geld in Soft-/Hardware investieren wollen, es ist das kostengünstigste Programm, das ich nach dem kostenfreien Med7 kenne. Vor 3 Jahren hat mich insbesondere die dortige Situation negativ beeindruckt, daß für jede eingegebene Abrechnungsziffer eine eigene Karteikartenzeile aufgemacht wird. Das macht die Karteikarte um so schwerer überschaubar, je mehr an Ziffern einzugeben ist (z.B. selbst-abzurechnendes Labor...). Positiv auch das Verwenden von Firefox als Datenbank. Die Unterstützung für Psychotherapie-Anträge ist dort ein weiteres großes Plus. (Wer als Arzt rein psychotheraeutisch arbeitet und zusätzlich noch Notdienste macht, ist mit den "reinen" Psychotherapeuten-Programmen nicht ausreichend versorgt.)

Über Med7 (betr. Kritikpunkte...) darf man hier nicht öffentlich reden, sonst bekommt Herr Geigenberger Abmahnungen. Das sagt eigentlich schon viel aus. Etwas kriegen Sie da mit, wenn Sie im Hippokranet stöbern. Lange und offensiv Testen ist jedoch bei JEDER Programmwechsel-Erwägung angesagt. Man sollte sich Vorgaben aus der eigenen Erfahrung setzen.

Als ich vor 6 Jahren von einem DOS-basiertem Programm nach einem Praxisprogramm suchte, das Statistische Aufarbeitung der Arbeit freizügiger leisten konnte, hatte ich mir folgende Vorgaben gemacht:

1) Kürzelverwaltung für Diagnosen, Medikamente, Ziffern (da dafür ein eingespieltes System benutzend)
2) frei konfigurierbare statistische Aufarbeitung
3) Ifap-Verwendung
4) Anpassbarkeit an eigene Vorstellungen
5) überschaubare Kosten

Damals waren EL und S3 in der engeren Wahl - heute bin ich froh, nicht S3 gewählt zu haben und manchmal traurig wegen dem Entscheid gegen EL.

HEUTE würde ich Punkt 3 ersetzen durch: Es müssen andere Medikamenten-Datenbanken eingebunden sein als Ifap (möglichst mehrere), letzterer darf aber dabei sein. Jetzt läuft bei TurboMed praktisch immer nebenher MMI (der jedoch bei naturheilkundlichen Medikamenten oft deutlich weniger an Fachinformation bietet als der Ifap und auch bei gewohnten Recherchen wie z.B. Preis-Äquivalenz-Suche meinem Arbeitsstil nicht so entspricht, aber gute Infos zu Teilbarkeit und Aussehen der Präparate enthält), bei einem anderen Programm kann ggfs. auch der Ifap nebenher laufen.

Zusätzlich würde ich heute Werbe-Freiheit (oder notfalls Werbe-Armut...) und Abschaltbarkeit ("gar nicht erst installieren" und beim Update wird das erkannt und das Beibehalten der bestehenden Auswahl angeboten...) nicht gewünschter Programm-Features voraussetzen.

GNUmed quasi als Karteikarte einbinden zu können (bzw. dies aktiv entwickeln zu wollen) wäre vermutlich für mich ein Grund, sofort umzusteigen oder mindestens sofort parallel zu arbeiten, um den Wechsel vorzubereiten.

Da ich jedoch sehr viele praxisspezifische Anpassungen in TurboMed benutze, werde ich vermutlich auf Vieles davon, was ich mir in TurboMed relativ unkompliziert erarbeiten konnte, verzichten müssen. Die MFA hatten heftig gejammert, als ich mal mitteilte, daß ich mir einige andere Programme ansehen würde...

Leichter wird ein Wechsel, wenn sowieso ein Praxisstrukturwechsel größerer Art ansteht. Die Veränderung vieler Arbeitsabläufe beim Wechsel des Praxis-Verwaltungs-Systems (ich will kein AIS !!!) ist aber dann sowohl Belastung als auch Chance.

Grüsse, Wahnfried

Re: Ketzerische Frage: Warum TurboMed?

Verfasst: Samstag 17. März 2012, 13:47
von Kasimir
McLeod hat geschrieben:...
Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal, daß ich übersehen habe?
Macht es wirklich irgendetwas deutlich besser als die modernere Konkurrenz in Form von z.B. dem Elefant von Hasomed oder e medico von Epikur?
Sind es die niedrigen monatlichen Servicekosten? (die andere aber auch haben z.B. APW, DATA-AL, Hasomed)
Ist die weite Verbreitung ein Kaufargument, in der Hoffnung, daß die Masse schon richtig liegen wird?
Ist die Integrationsfähigkeit mit anderen CompuGroup-Produkten ein entscheidendes Kaufkriterium (Stichwort: Cordoba)?
Wer von den hier aktiven TM-Nutzern würde es sofort wieder kaufen und warum?
Wer würde sich lieber nach einer anderen Lösung umsehen?
...
Hallo,
ich möchte im Wesentlichen WAHNFRIED unumschränkt zustimmen!

Zu Ihrer Frage "Alleinstellungsmerkmal" und der nächsten Frage: -> Ja, es ist wirklich ein großer Vorteil von Turbomed, dass man es individualisieren und so seinen Bedürfnissen anpassen kann.

Zur Frage "Servicekosten": -> Das spielte bei mir 1994 eine Rolle, als ich mit der EDV anfing, jetzt aber nicht mehr. Wobei gesagt werden muss, dass die Kosten noch im unteren Bereich im Vergleich zu vielen anderen Programmen liegen.

Zur Frage, ob die weite Verbreitung ein Kaufargument ist: -> Zumindest bei mir war es nicht so (1994 war Turbomed noch nicht so verbreitet :-) ).

Zur Frage, ob die Integrationsfähigkeit mit anderen CompuGroup ein Kaufkriterum wäre: -> Auf keinen Fall - das ist schon eher ein Nicht-Kaufkriterium.

Zur Frage, ob man es wieder kaufen würde: -> Auch hier möchte ich WAHNFRIED zustimmen: Wenn ich mich jetzt neu und erstmalig für ein Praxisverwaltungssystem entscheiden müsste, würde ich mich vermutlich nicht entscheiden können zwischen "TM" und "EL Elaphe Longissima".

Zur letzten Frage: -> Natürlich schaut man sich ab und zu die Konkurrenz an, aber noch gibt es keinen Grund, umzusteigen.

Re: Ketzerische Frage: Warum TurboMed?

Verfasst: Samstag 17. März 2012, 14:03
von Kasimir
Und ein wichtiges Kriterium pro Turbomed habe ich fast vergessen:

Dieses hervorragende Forum hier!
Viele viele Fragen können hier beantwortet werden, fast für jedes Problem gibt es Tipps.
Bei den anderen Praxis-Programmen habe ich ähnliches noch nicht gesehen...

Warum TurboMed? Keine Ahnung. Wirklich.

Verfasst: Donnerstag 12. April 2012, 22:58
von Allgemein-Doc
Warum TurboMed? Eine sehr, sehr gute Frage. Ich arbeite derzeit als Praxisvertreter in einer großen allgemeinärztlichen Praxis, und ich kann nur antworten: Keine Ahnung, warum TurboMed.

Mir ist selten ein Programm untergekommen, das ein derartig schlechtes Benutzerinterface hat und derartig viele kleine Macken, die ständige kleine Workarounds welcher Art auch immer benötigen.

Die Oberfläche, mit der Möglichkeit, bei jedem Patienten beliebige Texte an beliebige Stellen zu legen, führt zu einer völligen Unaufgeräumtheit der Daten, Texte überlagern sich teilweise bis zur Unlesbarkeit, zu lange Telefonnummern werden einfach mal abgeschnitten. Die 10-Punkt-TimesNewRoman-Schriftart oder das Arial-Rot-auf-Grün tuen ihr übriges. Gleiches gilt für die kleinen Bildchen, die in ihrer flachen, bonbonfarbigen Schlichtheit aussehen, als stammten sie aus der Anfangszeit von Windows 3.11. Zum Vergleich: Schon mal ein iPhone in der Hand gehalten?

Die Pull-down-Menüs von TurboMed: Eine einzige Katastrophe. Nicht nur, dass sie ellenlang sind und jede Form von intuitiver Ordnung vermissen lassen, sie unterscheiden sich auch noch in ihrem Aufbau, je nachdem, ob ich mich in der Karteikarte eines Patienten befinde oder nicht. Welchen Sinn macht das, warum werden irrelevante Einträge nicht einfach ausgegraut?

Oder: Tippe ich einen Text, der über mehrere Zeilen geht, so wird häufig die letzte Zeile nicht angezeigt, wenn sie aus zu wenigen Zeichen besteht. Merkt das denn sonst keiner? Das ist doch grob fehlerhaft.

Oder: Gebe ich Diagnosen ein, so erscheint ein Pop-up Fenster. Gebe ich dagegen Dauerdiagnosen ein, so verschwindet vorübergehend der ganze Hintergrund. Es fehlt jede Konsistenz.

Oder: Gebe ich die Anfangsbuchstaben eines Patienten ein, so darf ich zur Trennung von Nach- und Vorname nur entweder ein Komma oder einen Freiplatz, nicht jedoch beides verwenden. Warum bitte?

Oder: Neulich zog ich aus Versehen die obere Leiste mit den ganzen unintuitiven Mini-Symbolen herunter und schloss sie dann, weil sie im Weg war. Erst der Telefonsupport konnte das wieder rückgängig machen, indem alles in den Urzustand versetzt wurde. Auch der freundliche Servicetechniker kannte keine andere Lösung. Ohne Worte.

Oder: Die Integration der Ifap-Medikamenten-Datenbank: Zäh, billig, peinlich. Mir ist das völlig egal, ob hier VisualBasic, Java, MySQL oder sonstwas im Hintergrund werkelt. Allein schon die Tatsache, dass ich bei Ifap eine zwei Pixel breite Leiste treffen muss, um die Nebenwirkungen großzuziehen, ist unglaublich. Da spürt man richtig die Mentalität durch: 'Das ist nicht unser Programm-Modul, dafür können wir nix.' Klar, und Freitag um 13 Uhr ist Feierabend.

Gibt es hier keine vernünftige Qualitätssicherung? Keine fähigen Betatester? Keinen Stolz, etwas gut machen zu wollen? Ein bisschen mehr schwäbisches Tüftlertum würde den Holsteinern echt gut tun. Und das sage ich als Niedersachse, der lange an der Ostsee gelebt und gearbeitet hat.

Gibt es bei TurboMed keine guten Produktentwickler und keine pfiffigen Interface-Designer, keine ästhetisch denkenden Grafiker und keine Menschen, die tatsächlich etwas von Usability verstehen? Ein Graus.

Auf mich wirkt die ganze Programmoberfläche wie das Werk aus einem anderen Jahrzehnt. Das passiert, wenn Krankenkassengelder an Programmoligopolisten durchgereicht werden und dadurch zu wenig Selektionsdruck entsteht.

Der Versuch, mit der Firma TurboMed in telefonischen Kontakt zu treten, endete bei Hotlinern, die natürlich freundlich meine Vorschläge in Email-Form weiterleiten würden. Nur, ganz im Ernst: Ein Laden, der einen solchen Schmu verbricht und es selbst über Jahre nicht merkt, warum sollte der bei der Email eines Arztes ernsthaft irgend etwas Elementares ändern wollen? Ist doch für die nur Zeitverschwendung. 'Wir haben über zwanzigtausend Anwender.' 'Wir greifen alle auf die gleichen Datenbestände zurück.' Na vielen Dank.

Insgesamt fühle ich mich an Nokia und ihre Smartphones erinnert, allerdings hatten die wenigstens gute Hardware. Aber ansonsten hatten die das Betriebssystem Symbian, was zwar irgendwie alles konnte, aber ansonsten ein einziger GUI-Graus war. Heute ist die Firma auf dem Weg in die Pleite und lizenziert Windows Phone. Der Grund für Nokias Niedergang? Arrogante Behäbigkeit, träge Entscheidungsstrukturen und ein aufgeblasenes Management.

Vielleicht sollte sich TurboMed mal die Nokia-Geschichte genauer anschauen? Nokia ging es vor vier Jahren noch hervorragend.

Re: Warum TurboMed? Keine Ahnung. Wirklich.

Verfasst: Freitag 13. April 2012, 03:41
von wahnfried
Allgemein-Doc hat geschrieben:Warum TurboMed? Eine sehr, sehr gute Frage.
Hallo, wenn auch mit vielen Ihrer Anmerkungen voll d'accord, möchte ich doch zu einigen kommentierend darauf hinweisen, daß Sie die Möglichkeiten der Individualisierung der TurboMed-Darstellung wohl noch nicht kennengelernt haben.
Allgemein-Doc hat geschrieben:Die Oberfläche, mit der Möglichkeit, bei jedem Patienten beliebige Texte an beliebige Stellen zu legen, führt zu einer völligen Unaufgeräumtheit der Daten, Texte überlagern sich teilweise bis zur Unlesbarkeit, zu lange Telefonnummern werden einfach mal abgeschnitten. Die 10-Punkt-TimesNewRoman-Schriftart oder das Arial-Rot-auf-Grün tuen ihr übriges. Gleiches gilt für die kleinen Bildchen, die in ihrer flachen, bonbonfarbigen Schlichtheit aussehen, als stammten sie aus der Anfangszeit von Windows 3.11. Zum Vergleich: Schon mal ein iPhone in der Hand gehalten?
Wer in die Frage, wo was auf dem Desktop stehen soll, etwas systematisches Gehirnschmalz verbrät, kann die Darstellung so geschickt wählen, daß sich nichts überlagert und die wichtigen Elemente in Nachbarschaft zu den dazu passenden Informations-Inhalten stehen. Dazu gehört auch die Entscheidung, welche Elemente aus der Listendarstellung wirklich in der Listendarstellung verbleiben sollen und nicht versehentlich dort herausgezogen werden, was sie zum Icon umfunktioniert. Wenn die Helferinnen Solches versehentlich durchführen und dies jedoch gar nicht bemerken, entsteht Chaos. Das ist eine Schulungsfrage und eine Frage, ob der Chef klare Vorgaben macht und ggfs. dann auch hinterfragt, wer da virtuell mal am Ohr gezogen werden müsste (oder es lächelnd einfach rasch wieder an den vorgesehenen Platz bringt). Als Praxis-Vertreter-Arzt haben Sie da allerdings eine ungünstige Position, es sei denn, die MFA leiden auch darunter... Die 10-Punkt-TimesNewRoman-Schriftart können Sie wie sehr vieles in allen Windowstypischen Varianten umformatieren (Die Möglichkeiten rechter Mausklicks sind Ihnen sicher bekannt...). Die Einfachkeit der Icon-Struktur macht es leichter möglich, eigene Icons zu erstellen, was bei 3-D- oder Glanzeffekten à la iPhone deutlich aufwändiger würde. Wenn Ihnen da etwas zu bunt wird, können Sie das leicht verändern.
Allgemein-Doc hat geschrieben:Die Pull-down-Menüs von TurboMed: Eine einzige Katastrophe. Nicht nur, dass sie ellenlang sind und jede Form von intuitiver Ordnung vermissen lassen, sie unterscheiden sich auch noch in ihrem Aufbau, je nachdem, ob ich mich in der Karteikarte eines Patienten befinde oder nicht. Welchen Sinn macht das, warum werden irrelevante Einträge nicht einfach ausgegraut?
Sie können diese Menüs für sich (benutzerspezifisch) verändern. Schmeißen SIe für Ihr persönliches Menü ruhig alles heraus, was Sie stört. Da ist ALLES wiederherstellbar. Die Menüs der anderen Benutzer werden nicht tangiert. Erstellen SIe Sich selbst als Benutzer in Form einer Kopie eines anderen Benutzers, dann haben Sie die Kartei- und Laborfilter alle mit-übernommen. Sie können auch in den Menüs alles hinzufügen - lästig ist jedoch, daß etliche Menüpunkte im Karteimenü und Laborblattmenü nicht direkt zur Einfügung auswählbar sind, sondern erst per Hand als neuer Eintrag in der Auswahlliste erstellt werden müssen. Und das auch noch für jeden Benutzer erneut... Hier sollte man auch per Verzweigung direkt auf die Angebote aus den anderen Menüs zugreifen können.
Allgemein-Doc hat geschrieben:Oder: Tippe ich einen Text, der über mehrere Zeilen geht, so wird häufig die letzte Zeile nicht angezeigt, wenn sie aus zu wenigen Zeichen besteht. Merkt das denn sonst keiner? Das ist doch grob fehlerhaft.
Vermutlich hat Ihr Praxis-Inhaber die erweiterte Formatierungsfunktion in den "Grundeinstellungen/Karteikarte" nicht ausgeschaltet?
--Allerdings habe ich in dieser Hinsicht auch eine lästige Sache bemerkt: selbst bei ausgeschalteter erweiterter Formatierungsfunktion wird bei einem in der Karteikarte angezeigten Texteintrag nach einer darin erfolgten Löschung durch Backspace der nachfolgende Text nicht mehr kongruent zur Cursorposition dargestellt. Man setzt also den Cursor an eine weiter hinten stehende Stelle und eine Einfügung oder Löschung geschieht aber etwas daneben - z.T. sogar in der vorigen Zeile. Das läßt sich erst durch Verlassen und Wiederaufrufen der Karteikarte beheben (dabei lande ich aber wieder am Ende der Karteikarte und nicht am zuletzt bearbeiteten Punkt).
Allgemein-Doc hat geschrieben:Oder: Gebe ich Diagnosen ein, so erscheint ein Pop-up Fenster. Gebe ich dagegen Dauerdiagnosen ein, so verschwindet vorübergehend der ganze Hintergrund. Es fehlt jede Konsistenz.
Es könnte sein, daß der Praxisinhaber das Popup-Fenster der DD mal maximiert hat, das für die D aber nicht. Dann müßten Sie das DD-Maximal-Fenster auch wieder zum Fenster machen können, schauen Sie mal rechts oben, ob da mehrere Windows-typische Fenster-Management-Symbol-Dreiheiten untereinander stehen und betätigen Sie mal das mittlere in der unteren Darstellung...
Allgemein-Doc hat geschrieben:Oder: Gebe ich die Anfangsbuchstaben eines Patienten ein, so darf ich zur Trennung von Nach- und Vorname nur entweder ein Komma oder einen Freiplatz, nicht jedoch beides verwenden. Warum bitte?
Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, wenn an dieser Stelle Jemand anstatt der großen Leertaste die kleine Komma-Taste bevorzugt.
Allgemein-Doc hat geschrieben:Auf mich wirkt die ganze Programmoberfläche wie das Werk aus einem anderen Jahrzehnt.
Es IST das Werk aus dem vorigen Jahrzehnt! Eine Konstanz der Darstellung - gerade bei den in TurboMed reichlichen Individualisierungsmöglichkeiten (bei keinem anderen Programm Derartiges gesehen) - hat auch was... Entwicklung findet tatsächlich statt, wenn auch oft nicht an relevant sinnvollen Stellen. Aber: edocprintpro und TMKartei-Drucker, Schnellübersicht und Abläufe gab es vor 6 Jahren noch nicht..., das sind alles sehr relevante Verbesserungen, die Viele gerne nutzen.
Allgemein-Doc hat geschrieben: Nur, ganz im Ernst: Ein Laden, der einen solchen Schmu verbricht und es selbst über Jahre nicht merkt, warum sollte der bei der Email eines Arztes ernsthaft irgend etwas Elementares ändern wollen? Ist doch für die nur Zeitverschwendung
Leider ist mein Eindruck nicht unbedingt weit von Ihrem entfernt, allerdings muß dazu gesagt werden, daß durch die hiesige aktive Mitarbeit von Frau Ramm sich diesbezüglich (Wahrnehmung von Anwender-Wünschen) einiges sehr gebessert hat. Die elementaren Dinge ändern sich in unerwünschter Weise m.E. eher wegen Umsetzung der Vorgaben der Compugroup oder der KBV, selten sind Features erst mühselig durch ständiges Thematisieren hier im Forum durchgekämpft worden (z.B. private BTM-Rezepte für Kassenpat.).

Re: Ketzerische Frage: Warum TurboMed?

Verfasst: Dienstag 17. April 2012, 12:26
von Till
Wir haben zum Jahreswechsel eien Praxis übernommen. Zuvor hatte ich mich mit der Testversion beschäftigt und hatte genau den Eindruck den viele hier äussern: katastophale völlig veraltetet Benutzeroberfläche, alles umständlich und angestaubt.

Sehr geärgert hat mich dann auch noch die Lizenzpolitik, dass wir noch einmal 50% des Listenpreises berappen durften, obwohl unser Vorgänger die Lizenz doch schon gezahlt hat. Das ist im Software-Markt völlig unüblich.

Argumente dann zähneknirschend doch bei TM zu bleiben waren:
- Produkte mit zeitgemässer Oberflche schienen mir Wenig verbreitet zu sein - ich lege aber Wert auf Investitionsschutz, ich sehe die Gefahr dass es in Zukunft eher weniger, als mehr Anbieter geben wird.
- Verbeitete Produkte sind genau so angestaubt wie TM.
- Wir wollten die eingespielten Abläufe der Praxis durch einen Umstieg nicht stören.

Nun ein paar Monate später sehe ich TM mit anderen Augen. Ja die Oberfläche ist antik, aber:
- Das Personal bedient TM durchweg durch Shortcuts und ist sehr schnell dabei - die Menüstruktur nimmt niemand mehr wahr.
- Der Funktionsumfang ist enorm und wir entdecken noch laufend neues, was nützlich, in der Praxis aber noch unebkannt ist.
- TM ist sehr stabil. Ich habe TM in einer Testumgebung mit allen möglichen Szenarien gequält und es ist sehr fehlertolerant.
- TM ist sehr schnell (da kommen uns allerdings auch die SSD Platten zu Gute die wir auf allen Arbeitsplätzen installiert haben, was ich jedem wärmstens empfehlen kann).
- Wartungspreise sind fair, wenn man debenkt in welchem Umfang Wartung ansteht bei den permanenten Anpassungen im Gesundheitswesen.
- Wir sind sehr zufrieden mit dem TM Servicepartner (Sturm)

Fazit: wir bleiben nun bei TM.

Viele Grüße, Till

Re: Warum TurboMed? Keine Ahnung. Wirklich.

Verfasst: Dienstag 24. April 2012, 12:11
von Roland_Colberg
Allgemein-Doc hat geschrieben:Auf mich wirkt die ganze Programmoberfläche wie das Werk aus einem anderen Jahrzehnt.
Das ist sie auch. Das GUI ist der alten Turbomed-DOS-Version nachempfunden worden, um bei der vor 10 Jahren überfälligen Umstellung auf Windows nicht allzuviele Bestandskunden abzuschrecken oder umschulen zu müssen. Insofern finden sich in der Benutzeroberfläche haufenweise völlig unzeitgemäße Altlasten, inkohärente Tastenkürzel (Strg-L statt Strg-x für Löschen etc.) und diese altbackene Optik und Benutzerführung. LEIDER.

Was die Umsetzung von Verbesserungsvorschlägen angeht, bin ich mittlerweile ziemlich ernüchtert. Seit 2 Jahren versuche ich denen vergeblich klarzumachen, dass ein Mouse-over-Popup verschwinden sollte, sobald eine Tastatureingabe erfolgt. Es nervt nämlich, blind tippen zu müssen, weil die Schreibmarke gerade mal wieder hinter einem solchen Popup mit Abrechnungsinformationen verschwindet.

Ich möchte auch nicht wissen, wie oft am Tag ich irgendwelche Einträge (Zusatzinfos, Notizzettel, Schnellübersichten) auf dem Patientendesktop mit der Maus hin- und herschieben muss, weil sie wieder von irgendeinem anderen Nutzer verschoben worden sind (meist weil versehentlich beim Doppelklick zu lange die Maustaste gedrückt wurde). Warum ist da in 10 Jahren noch keiner auf die Idee gekommen, diese Ansichten sperren zu können?

Bei hunderten Formularen, die in Unter-Unter-Menüs versteckt sind: warum gibt es dafür keine Suchfunktion?

@Wahnfried: Schulungen helfen hier nur begrenzt, wenn öfter neue Mitarbeiter dazu kommen.

An vieles gewöhnt man sich im Lauf der Jahre, Betriebsblindheit hat insofern auch was Gutes :|

Usability ist für mich aber etwas anderes!