DPP-4 Hemmer und Pankreatitis ??!!
Verfasst: Samstag 6. August 2011, 20:30
Hallo,
von einem etwas "überraschenden" Einsatz eines DPP-4 Hemmers (Velmetia 50/1000) möchte ich hier berichten und gleichzeitige fragen, ob andere Kolleg(inn)en schon ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Sooo oft habe ich als Allgemeinarzt ja DPP-4 Hemmer bisher ja nicht eingesetzt, da ich ja ein "Stammklientel" betreue, das ich als gut eingestellt einschätze, weshalb eine Medikamenten-Umstellung ja nicht so oft nötig ist.
Dennoch habe ich am 3.5.2011 einen 66-jährigen Patienten (170 cm 95 kg) wegen unbefriedigender HbA1-Werte umgestellt von der schon langjährigen Gabe von Metformin 1000 1-0-1 auf Velmetia 50/1000 1-0-0. Das Medikament wurde subjektiv gut vertragen. Die BZ-Werte waren bald rückläufig.
Trotzdem bat mich der Patient, dessen Tochter Apothekerin ist, die Pankreas-Werte zu bestimmen. Ich tat dies und war äußerst erstaunt:
Am 6.6. 11 war der Wert für Amylase 149 (28-100) und für Lipase 348(!) (normal < 60)
Velmetia wurde sofort abgesetzt und am 27.6.2011 waren die Werte bereits wieder normal: Amylase: 88 U/L Lipase 59/L.
Voruntersuchungen der Pankreaswerte habe ich zwar nicht, aber der Verlauf beweist in meinen Augen den Zusammenhang mit dem DPP-4 Hemmer eindeutig.
Dem Außendienstmitarbeiter habe ich von diesem Vorfall berichtet, Einen "Bericht über unerwünschte Arzneimittelwirkungen" habe ich ausgefüllt am 11.7.2011.
Mich irritieren nun verschiedene Dinge:
-- Ich habe erst sehr wenige Patienten, die DPP-4 Hemmer einnehmen – und sofort ein "Volltreffer": Zufall????
-- In der Fachinfo wird nur sehr am Rande ("Erfahrungen nach Markteinführung") von der Möglichkeit berichtet, dass Pankreatitiden auftreten können.
-- Angeblich soll ein DPP-4 Hemmer sogar schon einmal gegen eine Konkurrenzfirma juristisch vorgegangen sein, die über eine Häufung von Pankreatitiden berichtet hat.
-- Vor wenigen Tagen bekam ich erneut Besuch von einer (anderen) Außendienstmitarbeiterin der Pharmafirma (Berlin-Chemie), die mir einen Bericht zeigte ("Dipeptidyl-Peptidase-4-Inhibitoren zur Behandlung des Typ-2-Diabetes: ein vergleichender Review" Diabetes, Obesity and Metabolism 13:7-18,2011), in dem dick gelb gemarkert war: "Außerdem wurde die Frage gestellt, ob eine inkretinbasierte Therapie, wie die DPP4-Inhibitoren, das Risiko für eine Pankreatitis erhöhen [66]. Dies scheint nicht der Fall zu sein ..."
-- Genau dieselbe Firma, der ich die Nebenwirkung berichtet habe, informiert mich 4 Wochen später darüber, dass das Thema Pankreatitis in diesem Zusammenhang kein Thema ist. Wie ernst werden eigentlich Meldungen über Nebenwirkungen genommen????
Meine Frage hier an die Community: Haben schon mehr Kolleg(inn)en Lipase-Anstiege beobachtet? Haben Sie das schon 'mal kontrolliert?
A. Geigenberger
von einem etwas "überraschenden" Einsatz eines DPP-4 Hemmers (Velmetia 50/1000) möchte ich hier berichten und gleichzeitige fragen, ob andere Kolleg(inn)en schon ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Sooo oft habe ich als Allgemeinarzt ja DPP-4 Hemmer bisher ja nicht eingesetzt, da ich ja ein "Stammklientel" betreue, das ich als gut eingestellt einschätze, weshalb eine Medikamenten-Umstellung ja nicht so oft nötig ist.
Dennoch habe ich am 3.5.2011 einen 66-jährigen Patienten (170 cm 95 kg) wegen unbefriedigender HbA1-Werte umgestellt von der schon langjährigen Gabe von Metformin 1000 1-0-1 auf Velmetia 50/1000 1-0-0. Das Medikament wurde subjektiv gut vertragen. Die BZ-Werte waren bald rückläufig.
Trotzdem bat mich der Patient, dessen Tochter Apothekerin ist, die Pankreas-Werte zu bestimmen. Ich tat dies und war äußerst erstaunt:
Am 6.6. 11 war der Wert für Amylase 149 (28-100) und für Lipase 348(!) (normal < 60)
Velmetia wurde sofort abgesetzt und am 27.6.2011 waren die Werte bereits wieder normal: Amylase: 88 U/L Lipase 59/L.
Voruntersuchungen der Pankreaswerte habe ich zwar nicht, aber der Verlauf beweist in meinen Augen den Zusammenhang mit dem DPP-4 Hemmer eindeutig.
Dem Außendienstmitarbeiter habe ich von diesem Vorfall berichtet, Einen "Bericht über unerwünschte Arzneimittelwirkungen" habe ich ausgefüllt am 11.7.2011.
Mich irritieren nun verschiedene Dinge:
-- Ich habe erst sehr wenige Patienten, die DPP-4 Hemmer einnehmen – und sofort ein "Volltreffer": Zufall????
-- In der Fachinfo wird nur sehr am Rande ("Erfahrungen nach Markteinführung") von der Möglichkeit berichtet, dass Pankreatitiden auftreten können.
-- Angeblich soll ein DPP-4 Hemmer sogar schon einmal gegen eine Konkurrenzfirma juristisch vorgegangen sein, die über eine Häufung von Pankreatitiden berichtet hat.
-- Vor wenigen Tagen bekam ich erneut Besuch von einer (anderen) Außendienstmitarbeiterin der Pharmafirma (Berlin-Chemie), die mir einen Bericht zeigte ("Dipeptidyl-Peptidase-4-Inhibitoren zur Behandlung des Typ-2-Diabetes: ein vergleichender Review" Diabetes, Obesity and Metabolism 13:7-18,2011), in dem dick gelb gemarkert war: "Außerdem wurde die Frage gestellt, ob eine inkretinbasierte Therapie, wie die DPP4-Inhibitoren, das Risiko für eine Pankreatitis erhöhen [66]. Dies scheint nicht der Fall zu sein ..."
-- Genau dieselbe Firma, der ich die Nebenwirkung berichtet habe, informiert mich 4 Wochen später darüber, dass das Thema Pankreatitis in diesem Zusammenhang kein Thema ist. Wie ernst werden eigentlich Meldungen über Nebenwirkungen genommen????
Meine Frage hier an die Community: Haben schon mehr Kolleg(inn)en Lipase-Anstiege beobachtet? Haben Sie das schon 'mal kontrolliert?
A. Geigenberger