Die Mitzeichnungsfrist der
Petition ist abgelaufen, es haben 14316 Bürger die Petition online unterstützt, dazu wird ein Mehrfaches an "offline"-Unterstützern kommen (ca. 50 allein aus unserer Praxis). Sieht insofern erstmal ganz gut aus, es gibt ja auch schon jetzt Reaktionen von den Herren Köhler und Rösler (nochmal Aufschub um 1/2 Jahr).
Persönlich rechne ich allerdings damit, dass die AKR letzten Endes noch in irgendeiner Form auf uns zu kommen, weil andernfalls schon wieder eine "Gesundheitsreform" notwendig wäre.
An dieser Stelle möchte ich aber nochmal darauf eingehen, wie die neuen Anforderungen bisher in Turbomed umgesetzt wurden, nämlich aus meiner Sicht ausgesprochen unzweckmäßig, um es vorsichtig auszudrücken.
Es wurde eigentlich doch nur die Tabelle Diagnosen um das Feld "AKR" erweitert, in dem ein entsprechender Link auf die akrgesamt.html gespeichert ist (die Stufen 2 und 3 haben wir noch nicht freigeschaltet, da kann ich also noch nichts zu sagen). Damit wird die Diagnosentabelle (und das ist pathognomonisch für die Zunahme der Bürokratie allgemein) noch unübersichtlicher und enthält bei den Dauerdiagnosen mittlerweile 19 (in Worten: neunzehn!) Spalten. Die Spaltenbeschriftungen sind teilweise auf ein Zeichen verkürzt und daher weitgehend sinnlos (was zum Kuckuck bedeuten die letzten 3 Spalten "N", "a" und "!" ???).
Da ich durchaus ein Anhänger strukturierten Arbeitens bin und auch Wert auf präzise Diagnosestellung lege, vermisse ich seit meinem ersten Arbeitstag mit Turbomed die Möglichkeit, in der Diagnosenliste Kausalzusammenhänge optisch darzustellen. Es war in meiner Krankenhauszeit absoluter Standard, die Diagnosen im Brief entsprechend einzurücken:
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1. Diabetes mellitus Typ II mit multiplen Komplikationen
- diabetische Nephropathie
- diabetische Polyneuropathie
2. COPD
- Infektexazerbation
- A.e. Pneumonie
usw. Im ICD ist dies zum Teil durch die Kreuz-Stern-Regeln dargestellt.
Leider ignoriert Turbomed seit Jahren die Systematik des ICD, die in einigen Fällen durchaus Sinn macht, und erweitert stattdessen stupide Tabellen um ein Feld nach dem anderen.
Die Arztbriefe von Fachärzten oder Krankenhäusern enthalten heute in den meisten Fällen die ICD-Kodes zu den gestellten Diagnosen, so dass diese auch von den MFAs übertragen werden könnten. Nur ist der Diagnosenstamm ebenso wie die Eigene Diagnoseliste defaultmäßig nach Klartextdiagnosen alphabetisch sortiert, stellt also im Grunde immer noch den uralten Diagnosenthesaurus (oder besser -dinosaurus?) dar. Eine F9-Suche nach einem ICD-Code dauert im Stamm bei mir ca. 20-30 Sekunden, ist also nicht praktikabel.
Der Begriff "Quartalsdiagnose" ist aus medizinischer Sicht ziemlicher Unsinn, dementsprechend ist auch die Aufteilung des Diagnosenfensters in "Quartals-" und "Dauer"diagnosen unzweckmäßig. Andersherum hat man derzeit 2 Möglichkeiten, eine anamnestische Dauerdiagnose zur Abrechnung zu bringen: wie bisher durch Kopieren in die Quartalsdiagnosen per F10, oder über den neuen Diagnosenstatus.
Meine Vorschläge:
1. Optische und strukturelle
Renovierung des Diagnosefensters beim Patienten:
a) gemeinsame Darstellung von "Quartals-" und "Dauer"diagnosen. Kennzeichnung der Abrechungsrelevanz und der Diagnosenlebensdauer über farbige Hinterlegung und/oder Schriftfarben, Statusänderungen direkt über F-Tasten.
b) eingerückte Darstellung von Stern-Diagnosen automatisch unterhalb der zugehörigen Hauptdiagnose
c) Setzen von Diagnosensicherheit und Seitenangaben ebenfalls über Tastenkürzel, Anzeige zusammen mit der Klartextdiagnose und eventuellen Zusatzangaben("V.a. pAVK Stad II rechts")
d) alle anderen Informationen wie Arzt-, Fallzuordnung, Erstellungs- und letztes Änderungsdatum nach hinten schieben bzw. ausblenden.
e) falls sich schmale Spalten nicht vermeiden lassen, wären die auf 1-2 Zeichen verkürzten Spaltenbezeichnungen eine sinnvolle Stelle für die von mir sonst so ungeliebten Tooltips.
2. Möglichkeit der Darstellung des Diagnosenstammes und der eigenen Diagnosenliste in der
Baumansicht des ICD-Systems, Verbesserung der
Suchfunktion
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R. Colberg