Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

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Geigenberger
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Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von Geigenberger »

Hallo,

nachdem ich gestern erst upgedatet habe, habe ich mich soeben erstmals mit diesem Thema auseinandergesetzt.

[Provokanter Fragemodus an]
Was spricht eigentlich dagegen, morgen meine Arzthelferinnen anzuweisen, ALLE Dauerdiagnosen als "stets behandlungsbedürftig" zu kennzeichnen?
[Provokanter Fragemodus aus]


Auch ein Z.n. Appendektomie kann behandlungsrelevant sein ( -> es zieht halt noch gelegentlich im Bauch)
Auch eine Varikosis kann dauerhaft behandlungsbedürftig sein, auch wenn keine Medikamente oder Kompressionsstrümpfe verordnet worden sind ( -> es gibt halt immer noch ein Schweregefühl in den Beinen)
Auch eine vor Jahren durchgemachte Sinusitis kann dauerhaft behandlungsbedürftig sein ( -> Fokus? rezidiv. Diskussion mit dem Patienten bzgl. dieses Themas)
usw. usw.
Wer weiß bei einer evtl. Prüfung in 3 Jahren noch, ob wegen dieses Themas wirklich ein kurzes Gespräch stattgefunden hat oder nicht!!

A. Geigenberger
msey
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von msey »

Zustimmung!!! Bin Hausarzt, der Patient in seiner ganzen anamnestischen Schönheit unter Beachtung seines all-inklusive Wohlbefindes und des familienanamnestischen Fußpilzes des Urgroßvaters! Wir wollen doch auch den Kassen und der KV alles bieten - Zumindest ich habe dies von Anfang an so gemacht (ehrlicherweise aber auch den einen oder anderen "bdd-Grippalen Infekt gefunden).
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wahnfried
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von wahnfried »

Geigenberger hat geschrieben:[Provokanter Fragemodus an]
Was spricht eigentlich dagegen, morgen meine Arzthelferinnen anzuweisen, ALLE Dauerdiagnosen als "stets behandlungsbedürftig" zu kennzeichnen?
[Provokanter Fragemodus aus]
...neee, das wäre doch nur die Grundlage dafür, uns über die folgsam programmierten Arztpraxisprogramme dauerhaft mit Verwaltungs-Beschäftigungstherapie lahm zu legen.

Nur wenn wir KEINE Dauerdiagnosen mehr 'rüberbringen, wird in den KV-Abteilungen jemand hellhörig. Wenn wir möglichst viele Dauerdiagnosen (natürlich gut codiert, aber m.E. auch ohne dies) in der Abrechnung haben, werden die jubeln: man sieht ja, die Ärzte funktionieren.

Also lieber:
ALLE DD als "anamnestisch" klassifizieren, wenn man schon so brav ist, zu klassifizieren.
Alles Abrechnungsrelevante in die Abrechnungsdiagnosen kopieren, das müßte doch weiter möglich sein?


Da gibt es in den Praxisdaten doch den Ankreuzpunkt "Dauerdiagnosen nicht zur KV übertragen"...

WÄRE AUCH ZU ÜBERLEGEN, OB MAN DIES NICHT DADURCH GENERELL UNTERBINDEN SOLLTE!!


Grüsse, Wahnfried
danspie
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von danspie »

Hallo,
dass die AKR ein bürokratisches Monstrum sind, darüber muss man sich nicht unterhalten.
Aber die grundsätzliche Idee, DD in anamnestische DD und behandlungsbedürftige DD aufzuteilen finde ich eigentlich gar nicht schlecht: der Z.n. Herzinfarkt muss in der Tat ständig behandelt werden, während Z.n. Appendektomie (ab und zu) eine Info für mich ist, wenn der Patient mit Bauchschmerzen kommt. Aber wie immer ist der Zwang dies zu differenzieren das Problem; häufig fällt es ja auch wirklich schre, das zu unterscheiden (rez. depressive episoden - stets behandlungsbedürtig, auch wenn Pat nur zum Check kommt????)
Natürlich könnte man argumentieren, dass man für Patienten ohne HzV wie von wahnfried vorgeschlagen kodiert, weil die Patienten ja sowieso nur für akute Probleme kommen, sie wollen ja keine dauerhafte Behandlung durch einen Hausarzt. Demgegenüber hat Herr Geigenberger vielleicht mehr an die Patienten mit HzV gedacht (nachdem er aktuell erfahren hat, dass in Bayern wieder HzV-Verträge kommen sollen) :-)
A. Spiegl
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Geigenberger
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von Geigenberger »

wahnfried hat geschrieben: Nur wenn wir KEINE Dauerdiagnosen mehr 'rüberbringen, wird in den KV-Abteilungen jemand hellhörig.
Grüsse, Wahnfried
... kriegen dann aber vielleicht schnell Probleme, wenn wir irgendein Dauermedikament versehentlich nicht 'mit einer Diagnose versehen' haben, das wir 'mal beiläufig als Dauermedikament weiterverordnet haben. Stressfreier wäre es da doch, lieber vorsichtshalber 'mal alle Dauerdiagnosen einzufügen - eine Begründung dafür wird uns dann schon einfallen ;-)

A. Geigenberger
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wahnfried
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - passiver Widerstand

Beitrag von wahnfried »

Geigenberger hat geschrieben:
wahnfried hat geschrieben: Nur wenn wir KEINE Dauerdiagnosen mehr 'rüberbringen, wird in den KV-Abteilungen jemand hellhörig.
Grüsse, Wahnfried
... kriegen dann aber vielleicht schnell Probleme, wenn wir irgendein Dauermedikament versehentlich nicht 'mit einer Diagnose versehen' haben, das wir 'mal beiläufig als Dauermedikament weiterverordnet haben. Stressfreier wäre es da doch, lieber vorsichtshalber 'mal alle Dauerdiagnosen einzufügen - eine Begründung dafür wird uns dann schon einfallen ;-)

A. Geigenberger
...mir geht es hier weniger um die Erleichterung der täglichen Arbeit für uns, sondern um die Frage, wie man den passiven Widerstand der KV sichtbar machen kann. Denn es reicht ja nicht, die Farce als Farce zu erkennen, sondern es sollte öffentlich werden, daß wir dies so sehen. Dazu reicht das Forum nicht, auch wenn es wahrgenommen wird (Google zitiert aus den Einträgen meist auf Seite 1, geben Sie mal ein "AKR Widerstand", das kommt vor dem DÄ). Die praktisch politikhörige Presse wird das eher unter den Tisch fallen lassen. Aber beim Abgeben der Abrechnungsdatei kann das doch prägnant und direkt an die Urheber gewandt geschehen.

Da ist das "Nicht-Übertragen von Dauerdiagnosen" generell mit allen Praxisprogrammen machbar - ich gehe aber davon aus, daß jedes Praxis-Programm zur Frage, wie die Kategorisierung der Dauerdiagnosen gehandhabt wird, seine eigene Methodik entwickelt und durchaus nicht üblicherweise die (zugegebenermaßen) recht praktikable Methode bei TurboMed vergleichbar anwenden wird. Also fraglichere Kohärenz in Bezug auf eine Passiv-Widerstands-Bewegung beim "Alle DD ständig abrechnungsrelevant", da nicht klar ist, wieveile Programme solches umsetzen können. Dagegen eindeutig große Kohärenz bei der Methode, gar keine DD mehr zu übertragen.

Viele Grüsse, Wahnfried
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Geigenberger
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von Geigenberger »

Hallo Wahnfried,

nochmals zur 'Geldverteilung' unter den Krankenkassen hinsichtlich der Kodierrichtlienien. Natürlich darf man nicht zum Falschkodieren auffordern, aber Nachdenken über dieses Thema darf man ja sicherlich noch. Folgendes fand ich in der Beilage "Richtig kodieren", das erst kürzlich dem Deutschen Ärztblatt beigelegt war (Seite 7) Zitat:

Ungenaues Kodieren kostet Geld
....
Beispiel: Diabetiker mit Nierenkomplikationen:
Falsch kodiert: "Diabetes n.n.bez" -632 Euro im Jahr
Richtig kodiert: "Diabetes mit Nierenkomplikationen" - 4.765 Euro im Jahr

Beispiel: pAVK mit Gangrän
Falsch kodiert: vierstellig - 357 Euro im Jahr
Richtig kodiert: fünfstellig - 4.765 Euro im Jahr

Beispiel Apoplex vor drei Jahren mit aktuellem Handlungsbedarf:
Falsch kodiert: Apoplex mit Z (Zustand nach - kein Zuschlag
Richtig kodiert: Folgen .... mit "G" (gesichert) -763 Euro im Jahr

Zusätzlich ggf. auch "Hemiplegie" mit "G" - weitere 2.029 Euro im Jahr


Kann mir jemand sagen, warum ich mir nach den aktuellen Ereignissen noch Sorgen um die Finanzierung der Krankenkassen machen soll ???? :x :evil: :twisted:

Wir haben die Geldverteilung mit den Kodierrichtlinien eben schon noch in der Hand und könnten Freunden unter den Kassen helfen - nur leider haben wir wohl keine Freunde mehr!

A. Geigenberger

(Hallo @ Wahnfried: Ich meine, dass dieses Thema schon in die TurboMed Rubrik gehören würde, denn 1. kodieren wir ja mit TurboMed und 2. werden diese Beiträge in der Rubrik TurboMed besser beachtet, da viele Forumsbesucher als 'Gäste' hier sind, die nur die Rubrik TurboMed lesen, da sie ja auf ungelesene Beiträge in anderen Rubriken nicht aufmerksam gemacht werden. Werde also 'doppelposten' - Sorry)

Re: Eingabe von Diagnosen seit 1/11
Beitrag von Geigenberger » 13.01.2011, 1:17
(Sehr) kleiner Lichtblick: Auch die Krankenkassen werden aus einem gemeinsamen Topf nur dann Geld bekommen, wenn wir "richtig" (!) kodieren. (sh. DRG in Krankenhäusern)
Wir bestimmen also zukünftig, welche Krankenkasse wieviel Geld bekommt :idea:
A. Geigenberger
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wahnfried
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - Geldverteilung und Zeichensetz

Beitrag von wahnfried »

Geigenberger hat geschrieben:Hallo Wahnfried,

nochmals zur 'Geldverteilung' unter den Krankenkassen hinsichtlich der Kodierrichtlienien. Natürlich darf man nicht zum Falschkodieren auffordern, aber Nachdenken über dieses Thema darf man ja sicherlich noch.
...
(Sehr) kleiner Lichtblick: Auch die Krankenkassen werden aus einem gemeinsamen Topf nur dann Geld bekommen, wenn wir "richtig" (!) kodieren. (sh. DRG in Krankenhäusern)
Wir bestimmen also zukünftig, welche Krankenkasse wieviel Geld bekommt :idea:
A. Geigenberger[/size][/i]
...und wenn wir durch fleißiges Kodieren den RSA-Topf leersaugen ließen, dann sind WIR wohl noch dafür verantwortlich, daß dann zum Auffüllen des Topfes die Lohnnebenkosten erhöht werden müssen??? Wie soll der Ausgleich denn geschehen, wenn Jede Kranke Kasse daraus lebhaft genascht hat? Zahlen dann die Krankenkassen ein oder die Steuerzahler?

(zum Falsch-Kodieren ruft keiner auf. Hier entsteht die Idee, KEINE Dauerdiagnosen mehr zu übertragen, sondern nur noch Abrechnungsdiagnosen, um damit eine Botschaft 'rüberzubringen, die nicht ignorierbar ist..., versus die Idee, ALLE Dauerdiagnosen immer zu übertragen...)

Fragend: Wahnfried
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Geigenberger
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von Geigenberger »

Hallo Wahnfried,

ich nehme aber an (weiß es aber natürlich nicht), dass sich durch die Art und Weise, wie wir kodieren, ja nicht die Größe des Topfes, sondern nur die Zahlenverhältnisse beim Verteilen ändern. Der RSA-Topf dürfte also durch unser Kodierverhalten nicht leergesaugt werden (er wird immer geleert) und WIR sind nicht verantwortlich, wie sich die Lohnnebenkosten entwickeln. Soo bedeutsam sind wir nicht.

A. Geigenberger
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wahnfried
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von wahnfried »

Geigenberger hat geschrieben:Hallo Wahnfried,

ich nehme aber an (weiß es aber natürlich nicht), dass sich durch die Art und Weise, wie wir kodieren, ja nicht die Größe des Topfes, sondern nur die Zahlenverhältnisse beim Verteilen ändern. Der RSA-Topf dürfte also durch unser Kodierverhalten nicht leergesaugt werden (er wird immer geleert)...
...das wäre ja noch schöner, wenn sich Kranke Kassen mit Muschelwährung zufrieden geben müßten. Wie kommen dann die tollen Euro-Beträge in der offiziellen DÄ-Beilage zustande? Das leuchtet mir so nicht ein, wer kann dazu sachdienlich konkret werden?

Ich neige dazu, eher die schlimmere Variante anzunehmen. Und wenn die Krankenkassen dann wirklich die Tausende von Euronen einstreichen, werden wieder Paläste gebaut oder die Heerscharen von gefügigen Kassenmitarbeitern verstärkt... (die braucht man ja zum Kontrollieren der bösen Leistungserbringer).

Gute Nacht Deutschland!

Wahnfried
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Roland_Colberg
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von Roland_Colberg »

Die Sache ist schon kompliziert. Es soll ja auch noch ominöse Sanktionen bei fehlerhafter Codierung geben, wie z.B. auf einer Seite der DKG zu lesen ist:
Die Ambulanten Kodierrichtlinien sind ab dem 1. Januar 2011 bundesweit gültig. Um den Ärzten jedoch Zeit zu geben, sich mit den Kodierrichtlinien vertraut zu machen, haben die Partner der Bundesmantelverträge (KBV und GKV-Spitzenverband) eine 6-monatige Einführungsphase beschlossen, in der die Ambulanten Kodierrichtlinien bereits verbindlich anzuwenden sind, Fehler beim Kodieren aber bis einschließlich 30.6.2011 sanktionsfrei bleiben. Über Art und Umfang der ab 1.7.2011 möglichen Sanktionen liegen derzeit noch keine Informationen vor.
Die Kassen dürften angesichts der finanziellen Auswirkungen großes Interesse an einer korrekten Codierung haben und werden daher diese Sanktionen möglicherweise auch härter durchsetzen als z.B. bei der versehentlichen Verordnung eines Lifestyle-Präparates.

Und viele Prüfmöglichkeiten lassen sich leicht automatisieren:
  • 1. Vergleich mit den bisher übermittelten Diagnosen
    2. Vergleich mit von anderen (Fach-)Ärzten codierten Diagnosen (z.B. der Diabetologe codiert "Diabetes mit Nierenkomplikationen", der Hausarzt "Diabetes n.n.bez")
    3. Vergleich mit Krankenhaus-Diagnosen
    4. Abgleich mit DMP-Daten
Dies alles wird von der praxisinternen AKR-Plausiprüfung ja nicht erfasst. Ich möchte aber nicht der Hausarzt sein, der im Beispiel 2 dann die Differenz von 4133 Euro an die benachteiligte Kasse zahlen muss!

Letzen Endes brauchen wir JETZT genauere Informationen, wie mit welchen Konsequenzen geprüft werden wird, und wie z.B. bei unterschiedlichen Codierungen von mehreren Ärzten verfahren wird. Erst dann können wir doch sinnvoll überlegen, wie wir jetzt an die Umsetzung herangehen.

Ich habe aber den Verdacht, man lässt uns hier absichtlich im Nebel stehen. Wie ist es sonst zu erklären, dass die KVen noch keine Schulungen anbieten (wie oben erwähnt, die AKR sind seit 1.1. verbindlich anzuwenden!!) und nichts über die Sanktionen zu erfahren ist?

Mir macht das Thema ganz schön Bauchweh.
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Geigenberger
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von Geigenberger »

Hallo,

zunächstmal wird es die Sanktion geben, dass wir für verordnete Medikamente, die nicht mit einer Diagnose hinterlegt sind, Regress zahlen müssen. Das ist ja jetzt bereits so. Damit werden uns Daumenschrauben angesetzt, damit wir eifrig FÜR die Kassen kodieren. (Dieser Schuß geht nach hinten los, wenn wir ALLE BEI ALLEN KASSEN seehr eifrig kodieren :twisted:

Und dann werden wir weiterhin "gerne" kodieren, weil davon auch unser Gehalt abhängt (sh. DRG der krankenhäuser) und ein kleines Almosen von dem Geld, das die Kassen für unser Kodieren bekommen, auch an uns abfällt. Gegenmaßnahme: sh. oben :twisted:

A. Geigenberger
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von Geigenberger »

Hallo,

eine Bitte:

Dieses Thema wird hier: http://www.vondoczudoc.de/viewtopic.php?f=33&t=3086
und auch hier: http://www.vondoczudoc.de/viewtopic.php?f=11&t=3084

diskutiert. Dadurch wird alles etwas 'unübersichtlich'. Ich bitte, diesen Thread für dieses Thema für weitere Diskussionen zu nutzen.

Danke!

A. Geigenberger
peter
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von peter »

Hallo,
Ich habe meine AH angewiesen (nach gemeinsamen anschauen von TM Video zur AKR) prinzipiell die gängigen Dg. als stets abrechnungsrelevant gleich bei Pat. Aufnahme zu markieren und nur solche wie "Z.n. oder ältere Allergien" als anamnestische. Wenn sie (meine AH) sich im unklaren sind, habe ich sie angewiesen sich für die stets behandlungsbedürftige zu entscheiden. Ich kontrolliere es wenn Pat. aus dem SZ raus ist in der F11 kurz.Wenn eine Meldung kommt, dass ich etwas ändern soll (heute hat mich so die Hepatitis C genervt) mache ich es gleich obwohl es zeitlich deutlich anstrengender ist-1-2 min/Fall. Mit dieser Lösung bin ich zufrieden. Vieleicht hängt es damit : Ich bin seit 6 Jahren raus aus dem Krankenhaus und habe dort die DRG erlebt und auch selber gemacht. Es war ähnlich und wir wurden noch von speziellen Fachkräften kontrolliert...In der Praxis kontrolliere ich.
Wünsche Geduld und merken wir uns die KBV Hoffnung (oder Kassenmärchen) "Versprechen über morbiditätsbezogene Vergütung"
Peter
Peter
andreask
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von andreask »

Hallo zusammen,

Mein Problem war (wie bei mehreren anderen auch):
Nach Aufruf der DD erfolgte zwar die Anzeige der zu markierenden behandlungsbedürftigen Diagnosen, ein Weiterklicken dauerte jedoch (auf 4-Kern-Rechner !) sehr lange.
Zudem dauerte es nach Beenden der Maske etwa 25sec, bis ich weiterarbeiten konnte- untragbar !

Meine Lösung:
Stoppuhr war bereits (wie mehrfach empfohlen) deaktiviert, erst ein Aktivieren mit anschließendem erneuten Deaktivieren brachte Erfolg- Jetzt ist die Geschwindigkeit o.K..

Viel Erfolg
Andreas K.
lcer
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von lcer »

Hallo

Ich würde mir für die Eingabemaske gerne 2 Änderungen wünschen:
- Name zusätzlich im AKR-Klassifierungsfenster anzeigen (Da es oft erst nach Verlassen des Patienten angezeigt wird, da ist man weniger lange desorientiert)
- Eine zusätzliche Schaltfläche "OK und Diagnosen barbeiten" also ein Aufruf des F11-Diagnosenfensters. Oft muss man ja Z.n. Diagnosen völlig umkodieren. Und da deben das Fenster erst kommt, wenn ich schon die nächste Patientennummer angegeben habe, komme ich mit anschließendem F11 in die Diagnosen des neuen Patienten - nicht in die des alten. Die alte "OK"-Taste sollte allerdings als Standartaktion (ENTER)vorbelegt bleiben.
TMAKRFenster.JPG
Grüße

lcer
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heinerle
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - eine Farce?

Beitrag von heinerle »

Hallo liebe Leute,
es ist anscheinend so das beim Fenster "unkategoriserte Diagnosen" , je nach Diagnose (bei mir zB Parkinson) rechts im IFAP Werbefenster das passende Mediakent (Pramipexol Ratiofarm) aufpoppt.
Ich finde das nicht in Ordnung das die AKR vor allen Dingen dazu genutzt werden, die Werbung zu optimieren, eventeul sogar über eine Internetabfrage (?). Wer weis mehr darüber, wie ist der genaue technische Ablauf.
Auch bei mir ist vor alle Dingen der Platz 1 (anmeldung) , der der AH extrem langsam, obwohl es der schnellste Recher ist. Wenn das System nach der passenden Werbung für mehrere Dauerdiagnosen sucht , muss man sich ja naict wundern, das das Prgramm ausgebremst wird.

mfg Goossens-Merkt
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gpfeilm
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - Online-Petition 15520

Beitrag von gpfeilm »

Es gibt mittlerweile eine Online-Petition gegen die Ambulanten Kodierrichtlinien.

Anleitung zur Unterzeichnung der Online-Petition 15520
1) Den Link https://epetitionen.bundestag.de/ aufrufen.
2) Unter dem großen Schriftzug 'PETITIONEN' rechts oben im Feld 'Bitte Suchwort eingeben' die Petitionsnummer 15520 eintragen.
3) Daraufhin wird die Petition 'Ärzte - Stopp der Ambulanten Kodierrichtlinie' angezeigt.
4) sich beim Bundestag anmelden/Email-Adresse verifizieren lassen.
5) Petition aufrufen, in der Spalte Anzahl/Mitzeichnen das Feld 'Mitzeichnen' anklicken und den weiteren Angaben folgen.

Falls bis 15. Februar 50.000 Zeichner zusammen kommen, wird sich ein Bundestagsausschuss mit dem Thema 'AKR und Bürokratie' befassen.
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wahnfried
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - Online-Petition 15520

Beitrag von wahnfried »

gpfeilm hat geschrieben:Es gibt mittlerweile eine Online-Petition gegen die Ambulanten Kodierrichtlinien.
...und Download-Infos incl. Unterschriftenliste für nicht-Internet-Nutzer (oder dafür zu genervte...) gibt es hier:
http://www.hippokranet.com/de/news/newslist , dort unter "Petition gegen..." der Link zu "Hier gibt es die Unterlagen"
oder: http://www.freie-aerzteschaft.de/conten ... tid=102644

Grüsse, Wahnfried
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Roland_Colberg
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Re: Kodierrichtlinien (AKR) - Umsetzung in Turbomed

Beitrag von Roland_Colberg »

Die Mitzeichnungsfrist der Petition ist abgelaufen, es haben 14316 Bürger die Petition online unterstützt, dazu wird ein Mehrfaches an "offline"-Unterstützern kommen (ca. 50 allein aus unserer Praxis). Sieht insofern erstmal ganz gut aus, es gibt ja auch schon jetzt Reaktionen von den Herren Köhler und Rösler (nochmal Aufschub um 1/2 Jahr).

Persönlich rechne ich allerdings damit, dass die AKR letzten Endes noch in irgendeiner Form auf uns zu kommen, weil andernfalls schon wieder eine "Gesundheitsreform" notwendig wäre.

An dieser Stelle möchte ich aber nochmal darauf eingehen, wie die neuen Anforderungen bisher in Turbomed umgesetzt wurden, nämlich aus meiner Sicht ausgesprochen unzweckmäßig, um es vorsichtig auszudrücken.

Es wurde eigentlich doch nur die Tabelle Diagnosen um das Feld "AKR" erweitert, in dem ein entsprechender Link auf die akrgesamt.html gespeichert ist (die Stufen 2 und 3 haben wir noch nicht freigeschaltet, da kann ich also noch nichts zu sagen). Damit wird die Diagnosentabelle (und das ist pathognomonisch für die Zunahme der Bürokratie allgemein) noch unübersichtlicher und enthält bei den Dauerdiagnosen mittlerweile 19 (in Worten: neunzehn!) Spalten. Die Spaltenbeschriftungen sind teilweise auf ein Zeichen verkürzt und daher weitgehend sinnlos (was zum Kuckuck bedeuten die letzten 3 Spalten "N", "a" und "!" ???).

Da ich durchaus ein Anhänger strukturierten Arbeitens bin und auch Wert auf präzise Diagnosestellung lege, vermisse ich seit meinem ersten Arbeitstag mit Turbomed die Möglichkeit, in der Diagnosenliste Kausalzusammenhänge optisch darzustellen. Es war in meiner Krankenhauszeit absoluter Standard, die Diagnosen im Brief entsprechend einzurücken:

Code: Alles auswählen

1. Diabetes mellitus Typ II mit multiplen Komplikationen
    - diabetische Nephropathie
    - diabetische Polyneuropathie
2. COPD
    - Infektexazerbation
    - A.e. Pneumonie
usw. Im ICD ist dies zum Teil durch die Kreuz-Stern-Regeln dargestellt.

Leider ignoriert Turbomed seit Jahren die Systematik des ICD, die in einigen Fällen durchaus Sinn macht, und erweitert stattdessen stupide Tabellen um ein Feld nach dem anderen.

Die Arztbriefe von Fachärzten oder Krankenhäusern enthalten heute in den meisten Fällen die ICD-Kodes zu den gestellten Diagnosen, so dass diese auch von den MFAs übertragen werden könnten. Nur ist der Diagnosenstamm ebenso wie die Eigene Diagnoseliste defaultmäßig nach Klartextdiagnosen alphabetisch sortiert, stellt also im Grunde immer noch den uralten Diagnosenthesaurus (oder besser -dinosaurus?) dar. Eine F9-Suche nach einem ICD-Code dauert im Stamm bei mir ca. 20-30 Sekunden, ist also nicht praktikabel.

Der Begriff "Quartalsdiagnose" ist aus medizinischer Sicht ziemlicher Unsinn, dementsprechend ist auch die Aufteilung des Diagnosenfensters in "Quartals-" und "Dauer"diagnosen unzweckmäßig. Andersherum hat man derzeit 2 Möglichkeiten, eine anamnestische Dauerdiagnose zur Abrechnung zu bringen: wie bisher durch Kopieren in die Quartalsdiagnosen per F10, oder über den neuen Diagnosenstatus.

Meine Vorschläge:
1. Optische und strukturelle Renovierung des Diagnosefensters beim Patienten:
a) gemeinsame Darstellung von "Quartals-" und "Dauer"diagnosen. Kennzeichnung der Abrechungsrelevanz und der Diagnosenlebensdauer über farbige Hinterlegung und/oder Schriftfarben, Statusänderungen direkt über F-Tasten.
b) eingerückte Darstellung von Stern-Diagnosen automatisch unterhalb der zugehörigen Hauptdiagnose
c) Setzen von Diagnosensicherheit und Seitenangaben ebenfalls über Tastenkürzel, Anzeige zusammen mit der Klartextdiagnose und eventuellen Zusatzangaben("V.a. pAVK Stad II rechts")
d) alle anderen Informationen wie Arzt-, Fallzuordnung, Erstellungs- und letztes Änderungsdatum nach hinten schieben bzw. ausblenden.
e) falls sich schmale Spalten nicht vermeiden lassen, wären die auf 1-2 Zeichen verkürzten Spaltenbezeichnungen eine sinnvolle Stelle für die von mir sonst so ungeliebten Tooltips.

2. Möglichkeit der Darstellung des Diagnosenstammes und der eigenen Diagnosenliste in der Baumansicht des ICD-Systems, Verbesserung der Suchfunktion

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R. Colberg
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